Maja Teil 1

Maja öffnete das Maul und sog prüfend die Luft ein. Eindeutig Maus! Sie spitzte die Ohren und stellte fest, dass sich das Tier ganz in ihrer Nähe befand.  Jetzt musste sie sich ganz auf ihren Geruchssinn verlassen! Behutsam kauerte sie sich hin und kroch, den Bauch dicht am Boden, auf das Beutetier zu, so wie ihre Mutter es ihr einst gezeigt hatte.

Sie machte sich gerade zum Sprung bereit, als es einige Fuchslängen hinter ihr raschelte. Sofort brachte sich die Maus in Sicherheit und verschwand im Unterholz. Verärgert drehte Maja sich um. Das wäre ihre erste richtige Mahlzeit seit Tagen gewesen! Eine harte Blattleere hatte die Beute rar gemacht und sie war froh gewesen, als endlich die ersten zarten Sonnenstrahlen den Schnee nach und nach vertrieben hatten, bis er schließlich verschwunden war.

Doch als sie den kleinen Kater erkannte, der in diesem Moment zwischen den Bäumen hervortrat, schmolz ihr Groll dahin und verwandelte sich in eine Welle von Glück, die sie überrollte und ihr für einen Moment den Atem nahm. „Benny!“ rief sie, stürmte ihm entgegen, sprang ihn ausgelassen an und warf ihn um. Schnurrend schmiegte er sich an sie. „Na?“ Mit strahlenden Augen sah er zu ihr auf. „Was machen wir heute?“

„Ich weiß nicht. Möchtest du, “ Sie holte tief Luft, „Dass ich dir zeige wie man jagt? Da mein Essen sich eben… verflüchtigt hat, muss ich mir eh noch etwas Neues fangen.“ Erschrocken sah der hellbraun getigerte Kater sie an. „Ich wollte nicht…“ setzte er an, doch Maja brachte ihn mit einem liebevollen Knuff in die Seite zum Schweigen. „Schon gut. Komm jetzt!“

Manchmal machte es sie traurig, dass ihr eigener Gefährte so sehr an das Essen der Aufrechtläufer gewöhnt war, dass er sich nie die Mühe gemacht hatte, selbst eine Maus zu fangen. Umso stolzer war sie jedoch, dass nun sie es war, die es ihm beibrachte.

Zuerst zeigte sie ihm, wie er das Gewicht verlagern und sich anschleichen musste. „Du sollst dich auf deine Sinne verlassen können!“ erklärte sie ihm. „Prüf die Luft auf Gerüche und halt immer nach Beute Ausschau! Wenn du sie nicht gleich sehen kannst, versuch, so ihre genaue Position auszumachen!“

Es war schon fast Sonnenuntergang, als Benny schließlich seine erste Beute machte. „Guter Fang!“ lobte Maja ihn und sah ihm zu, wie er stolz seine Maus auf dem Boden ablegte und ganz langsam, beinahe schon feierlich die in den weichen Körper grub. Maja wusste sofort, dass es ihm gefiel. Genießerisch schloss er die Augen und kaute mit solchem Bedacht, als wolle er sich kein Bisschen des herrlichen Geschmacks entgehen lassen. Dann sagte er: „Das war köstlich! Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen.“ Zufrieden schaute Maja ihn an und Benny leckte ihr kurz übers Ohr. „Aber ich muss jetzt gehen. Sonst machen sich die Aufrechtgeher wieder Sorgen.“

„Schon gut.“ miaute sie. „Bis Bald!“

Ein letztes Mal drückte ihr Gefährte die Nase an ihren Pelz, bevor er sich umdrehte und zwischen den Bäumen verschwand.

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